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Vorurteile, die wir so nicht stehen lassen können
Menschen, die Probleme beim Lesen, (Recht)Schreiben oder Rechnen haben …
... sind faul.
Das stimmt nicht, weil ...
Die Ursachen sind sehr viel komplexer und finden Sie sich oft bereits in der Kindheit: Fehlende Aufmerksamkeit von Eltern und Lehrern können ein Grund sein, Überforderung mit dem Lehrstoff oder Strafen bei Versagen ein anderer. Mit der Zeit sinkt die Motivation, die Kinder verlieren den Spaß am Lernen, und je mehr Zeit vergeht, desto schwerer wird es für sie mitzuhalten (Grotlüschen und Riekmann, 2012).
Die meisten Menschen mit geringer Literalität schaffen dennoch einen Schulabschluss, 6,3 Prozent befinden sich in einer Ausbildung und nur 12,9 Prozent von ihnen sind ohne Arbeit (BMBF, 2020).
... sind dumm.
Das stimmt nicht, weil ...
Zwar besitzen zwei Drittel der Betroffenen keinen oder nur einen niedrigen Schulabschluss, das hat aber nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun.
Eine geringe Lese- und Schreibkompetenz kann im sozialen Umfeld begründet liegen, sie kann aber auch Folge körperlicher Beeinträchtigungen sein:
Manche Analphabeten schielen latent, also unbemerkt, wodurch ihre Fähigkeit zum räumlichen Sehen eingeschränkt ist (BMBF, 2023).
Die Folgen können unterschiedlich sein: Einige sehen Buchstaben verzerrt oder doppelt, bei anderen hüpfen Wörter beim Lesen auf und ab.
Diese Sehschwäche nennt sich Winkelfehlsichtigkeit. Kann sie nicht durch eine Sehhilfe korrigiert werden, werden diese Menschen niemals richtig lesen und schreiben können (Bürkle et al., 2018).
... sind selbst schuld.
Das stimmt nicht, weil ...
Viele Menschen in Deutschland werden quasi in den „Analphabetismus“ hineingeboren. Denn die Schere zwischen sozialer Herkunft und Bildung ist bei uns im Vergleich zu anderen EU-Staaten überdurchschnittlich groß.
Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand nicht richtig lesen und schreiben lernt, ist bei Menschen aus benachteiligten oder bildungsfernen Schichten um ein Vielfaches höher. Zum Beispiel, wenn die Eltern selbst nicht richtig lesen und schreiben oder es zu Hause nur wenige Bücher und Zeitungen gibt (Tippelt et al., 2018).
Alles, was Sie zum Lernen brauchen
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